Monat: März 2016

Nonsens als Programm

Die Ausstellung „dada Africa“ im Museum Rietberg.

Eine Ausstellung ist eine ernste Sache. Es geht um Sponsoren und Sachversicherungen, Kataloge und Kunstvermittlung und schliesslich um die Kunst selbst. Nun muss sich ausgerechnet Dada als „Narrenspiel aus dem Nichts“ – so der Gründer des Cabarets Voltaire Hugo Ball ­– solcher organisatorischen Adaption beugen. Grund ist das 100-jährige Jubiläum der Anti-Kunstrichtung, die am 6. Februar 1916 im Cabaret Voltaire, im Zürcher Niederdorf, ihren Anfang nahm. Das ist keine einfache Aufgabe für die zahlreichen Kuratorinnen und Kuratoren, die das Jubiläum zürichweit mit nahezu 250 Veranstaltungen ausrichten. Denn wie können Kabarett-Abende im Museum positioniert werden und zwar solche, bei denen der „Bankrott der Ideen“ Programm war?

Dialog 6_Pende Maske

Anhänger.  20. Jh., Dem. Rep. Kongo, Elfenbein Museum Rietberg Zürich,

Das Museum Rietberg in Kooperation mit der Berlinischen Galerie wählte den ihm eigenen Blick auf die Dadaisten. Während das Landesmuseum die globale Ausstrahlung der in Zürich entstandenen Kunstbewegung erkundet und das Kunsthaus wortreich aus seinem Fundus früherer Dada-Ausstellungen schöpft, widmeten sich die Kuratoren Michaela Oberhofer, Esther Tisa Francini und Ralf Burmeister (Berlin) unter dem Titel „dada Afrika“ den bislang noch wenig erforschten Auseinandersetzungen der Dadaisten mit den fernen Kulturen in Afrika, Amerika, Asien und Ozeanien. Bereits in einer Ausstellung von 2013 hatte das Museum Rietberg den Blick auf den Sammler und Galeristen Alfred Flechtheim und seine Leidenschaft für aussereurpäische Kunst in den 1920ern Jahren gerichtet. (mehr …)

Die Ästhetik des Unpolitischen

Der ehemalige Botschafter in China, Ulli Sigg, verschenkt seine Sammlung zeitgenössischer chinesischer Kunst an ein Museum in Hongkong. Bevor die Bilder auf die Reise gehen, können sie in Bern bewundert werden.

Dem alltäglichen Stau auf der Autobahn A1 durchs Schweizer Mittelland entgehend, fuhr ich mit dem Zug zur Berner Ausstellung „Chinese Whispers“. Um mich herum sassen zweifellos Angestellte des Bundes, oder solche, die mit Angestellten des Bundes zu tun haben. Ich fragte diesen und jenen, welche chinesischen Künstler sie kennen. Jede und jeder nannte einen Namen: Ai Weiwei.

Aber gibt es neben Ai Weiwei nicht noch andere, grossartige Künstler aus China? Wer nur den Teil der Show im Kunstmuseum Bern anschaut und keine Gelegenheit hat, das am Stadtrand gelegene Zentrum Paul Klee, in dem die raumgreifenderen Arbeiten gezeigt werden, zu besuchen, der kriegt von Ai Weiwei nichts zu sehen und ist trotzdem begeistert, denn: Natürlich gibt es weitere bedeutende Künstler aus China. (mehr …)